Donnerstag, 7. Januar 2010

Nichts für Omas Ohren…

IMG_3343(Playa Medina)

Wie ganz Venezuela (es gab keine Flug- oder Bustickets zu bestimmten Orten mehr) haben auch wir über Weihnachten und Silvester Ferien gemacht. Nach einigem hin und her auf Grund fehlendem Busticket, kamen wir am 24.12.2009 an diesem wunderschönen, naturbelassenen Fleckchen Erde an “Playa Medina”. 100m von unserem Hüttchen war der Strand, das Essen war spitze und das Beste, kaum Wellen… So konnten wir stundenlang im Wasser planschen.

IMG_3373 (Playa Medina)

Playa Medina ist einer der Strände an der Karibikküste, die wir dann noch etwas weiter hinauf gereist sind, zu dem kleinen, friedlich scheinenden Fischerörtchen “San Juan de Las Galdonas”.

IMG_3430 (SanJuanDeLasGaldonas)

Der Tag an dem wir ankamen, war das Gesprächsthema beim Abendessen, ein Pärchen das am Strand bei Sonnenuntergang überfallen worden war. Geld & Zigaretten war die Beute der Räuber. Dabei wurde den Gästen noch einmal nahe gelegt, nichts, aber auch gar nichts wertvolles mit an den Strand zu nehmen.

IMG_3439 (SanJuanDeLasGaldonas)

Am nächsten Tag wollten auch wir zum Strand. 2 Mädels, 4 Jungs zur Mittagszeit. Ich nahm meine Kamera mit, trotz der Warnungen. Ich dachte, ne Gruppe von 6 Leuten wir doch nicht am hellichten Tag überfallen werden. Ansonsten hatten wir in Plastiktüten (weil die unauffälliger aussehen) unsere Handtücher und was man sonst noch so am Strand braucht, dabei.

IMG_3404 (SanJuanDeLasGaldonas)

Um das Dorf herum gibt es mehrere Strände. Der Linke Hauptstrand (den man hier oben sieht) ist mit einem kleineren hinteren Strand durch einen schmalen Trampelpfad verbunden (gleich links von der Palme im Vordergrund). Dort, wurde uns gesagt, gibt es Schlamm, der gut für die Haut ist. Wir 6 also den Strand hinunter, der Pfad entlang und an den kleinen Strand. Alles lustig, alles toll und Gruppenfotos von uns verschlammten Kreaturen gemacht.

Auf dem Heimweg mussten wir wieder im Gänsemarsch den Pfad entlang. Plötzlich tauchen hinter einem Busch 2 Jungs auf (schätz sie so auf 18-20), maskiert mit einem Pulli um den Kopf und der eine mit einer Knarre die er auf uns gerichtet hält.

“Wollt ihr sterben? Dann lasst eure Beutel da! Legt sie hin!” (frei übersetzt) Wir gemacht, wie uns gesagt, denn wenn einer ne Knarre auf einen hält, fängt man nicht an zu diskutieren… Einmal um den Typ mit Knarre nicht zu provozieren und zum anderen weil man selber total unter Schock steht. Und so ging meine Kamera dahin. Uns allen ist zum Glück nichts weiter geschehen, bis auf das wir nun das Leben hier doch mit anderen Augen sehen. Wir wurden immer und überall gewarnt, wir haben immer aufgepasst, aber uns war klar, dass wir hier nicht ein halbes Jahr leben werden, ohne das wir überfallen werden. Wir können nur froh sein, dass nichts schlimmeres geschehen ist und hoffen, dass uns nichts schlimmeres wiederfahren wird.

Wieder im Hostel angekommen, kam gleich die Polizei, nahm meinen Fall auf und versicherte mir nach meiner Kamera zu suchen. Das lustige war nur, dass sie noch nicht einmal den Typ meiner Kamera notiert hatten. Nach welcher Kamera wollten sie also suchen? Alles nur leere Worte… Die Polizei bestand aus 2 Personen. Einem Polizisten wie er im Buche steht und einem Hämpfling. Der Hämpfling schrieb fleißig in das Buch der Kriminalfälle der Dorfes und der Polizist tat wichtig. Mich interessierte der Inhalt des Buches in das der Junge meinen Fall schrieb. Also fragte ich ihn, ob ich darin einmal herumblättern dürfte. Wieder erwarten sagte er ja. Also blätterte und blätterte ich. Jeden einzelnen verdammten Tag werden an dieser Stelle Personen überfallen. Ist das zu fassen? Hab dann den Wichtigtuer gefragt, warum dort nicht jemand stationiert wird. Die Antwort war, weil sie nur 2 Polizisten in dem Ort sind. (Also defakto nur 1,5) Unglaublich wie hart gegen die Kriminalität in diesem Land vorgegangen wird!!! Zumal dieser Ort in Wahrheit kein verschlafenes Fischernest ist, wie wir von mehreren Seiten erfahren haben. Angeblich laufen 5% der internationalen Cocainverkehrs durch dieses Dorf und der größte Cocain Boss Venezuelas wohnt dort. Wahrscheinlich hat die Polizei/Regierung einfach nur Schiss irgendwen hin zu schicken, um Ruhe zu bringen, geschweige denn aufzuräumen. Oder sie profitieren auch noch davon. Es lebe die Korruption!!!

IMG_3408 (SanJuanDeLasGaldonas)

Warum schreibe ich das überhaupt? Es gibt viele Gründe, aber vor allem den, Touristen zu warnen. Im Lonely Planet steht nichts davon (gut, der ist auch schon 2 Jahre alt). Aber die Einheimischen warnen einen nicht vor dem hinteren Strand und den Pfad. Stattdessen wird das Schlammbad empfohlen, das im Nachhinein gar nicht so toll war. Überfallen werden, kann man überall in Venezuela und wie gesagt, auch am hellichten Tag, darum geht es mir nicht. Es ist auch nicht mein Anliegen, schlecht über den Ort zu reden, denn der ist wirklich schön und besitzt den karibischen Flair. Mir geht es darum, vor dem Pfad zu warnen. Ich denke, wenn mir jemand gesagt hätte, dort sitzen die Räuber, ich wäre gar nicht erst dort hingegangen. Man muss sich ja nicht extra, in einem ohne hin gefährlichen Land, in Lebensgefahr begeben.

3 Kommentare:

  1. Es muss jemand doch den tipp gegeben haben dass Ihr dort seid... denn ewig warten die doch nicht im Busch...Leider ist die Krminalität so verbreitet dass Venezuela, so reizvoll und freundschaftlich es auch ist , nicht wert ist besucht zu werden. Das Risiko ist einfach zu hoch alles zu verlieren. Es una lástima!

    AntwortenLöschen
  2. Damn - und jetzt? Ohne Kamera??!
    Ach Schätzelein ... da freut man sich doch, wenn man in Indien "nur" angebettelt wird ... LG und Bisou!!

    AntwortenLöschen
  3. Ich weiß nicht, ob es einen Tip gab. Aber das Warten hinterm Busch scheint sich zu lohnen. Immerhin werden jeden Tag Leute dort ausgeraubt. Da wartet man gern bei nem Bierchen und nem Joint...
    Ja um meine Kamera tus mir echt leid. Fühl mich so zu sagen Kinderlos, mein Baby wurde gestohlen. Zum Glück hat Christin ihre Kamera noch, da bekomm ich von ihr die Fotos =)

    AntwortenLöschen