Donnerstag, 7. Januar 2010

Nichts für Omas Ohren…. Teil2

Die Weihnachtszeit ist hier eine sehr heiße Zeit. Nicht nur an der Temperaturskala zu messen, sondern auch an den Kriminalitätsfällen. Ein venezolanischer Freund (17Jahre) wohnt einen Ort weiter. Innerhalb einer Woche kurz vor Weihnachten, hatte er drei mal eine Knarre am Kopf und musste alles hergeben was er besaß. Vor Weihnachten besaß er schon nicht viel. Jetzt noch viel weniger. Kein Handy, kein Geld…

Und immer passiert es im gleichen Abschnitt. Nach 20 Uhr zwischen unserem und seinem Ort. Keine Polizei, keine Hilfe. Niemand an den man sich danach wenden kann, niemand der den Überfällen nach geht. Kein wunder, dass die, die etwas besitzen auf Chavez schimpfen! Vor ca. 2 Monaten soll der Chef der nationalen Polizei umgebracht worden sein und bis heute soll es keinen Ersatz geben. Hab im Netz noch keine offiziellen Stimmen gefunden. Deshalb der Konjunktiv. So eine Ineffizienz kann sich keine Regierung leisten. Die Venezolanische schon.

Oh man das macht mich einfach nur so wütend!!! Von allen Seiten hört man, wie schlimm es hier im Land zu geht, und niemand hat den Arsch in der Hose, was dagegen zu tun. Die eigene Bevölkerung ist verängstigt und trauert den alten Zeiten vor Chavez nach. Es kommen keine Touristen mehr ins Land. Und die die kommen, werden ausgenommen, offiziell (Wechselkurs), sowie inoffiziell (Überfall). Was ist das denn für ein Leben, basiert auf Angst und Einschüchterung??? Nachmittags, wenn wir irgendwo hin wollen schauen wir auf die Uhr und rechnen hoch, ob wir es auch noch schaffen, vor Dunkelheit wieder daheim zu sein. Oder allein der Weg zur Uni. Nach dem der Freund da 3 mal überfallen worden war, zweifeln wir gerade auch, ob unsere Laptops und Festplatten, die wir immer zur Uni zum Arbeiten mitnehmen, so sicher sind. Aber in der Uni können wir die auch nicht lassen, da es da nicht sicher ist. Es ist so ein Krampf.

Der Vorfall in San Juan de Las Galdonas ist nun knappe 2 Wochen her. Seit dem scannen wir jeden, der uns entgegen kommt, ob er was bedrohliches bei sich hat. Eine der Sicherheitsregeln der Bevölkerung hier ist: Aufrecht, zielstrebig gehen und nicht verängstigt wirken. Aber ist nicht schon dieser Scannblick ein Zeichen von Einschüchterung?

Und dabei wird mir einfach mal wieder klar, mit was für einer Selbstverständlichkeit wir in Deutschland all unsere Freiheiten leben ohne sie zu genießen und dann darüber meckern, dass Nachbars die Wäsche verkehrt herum aufhängt. Was für ein Glück wir haben in so einem Rechtssytem zu leben, so eine Bildung genießen zu dürfen und uns nicht sorgen zu müssen, ob wir auch heil wieder nach Hause kommen, wenn wir das Haus verlassen…

Das alles ist nicht selbstverständlich. Überhaupt nicht! Das wird mir auf meinen Reisen immer wieder und jetzt noch viel mehr klar.

Viele der Überfälle werde von Jugendlichen zwischen 16 und 20 durchgeführt, die auf Drogen, Alkohol und Aggression gegen Reiche sind. Wenn so ein Junge ne Knarre in der Hand hat, kann es verdammt schnell zum Schuss kommen. Aber wie kann es sein, dass so jemand an Waffen ran kommt? Klar gibt es bei uns auch die Jugendlich die wild um sich schießen. Aber sie stehen lange nicht an der Tagesordnung wie hier. Und die Opfer bei uns haben Anlaufstellen und bekommen zum aller größten Teil professionelle Unterstützung bei der Bekämpfung ihrer Traumatas. Hier sind sie auf sich und ihre Familie gestellt. Kein wunder, kommt da wieder nur Wut und Aggression heraus, die mehr Leid fordert.

Ich weiß, dass der und der letzte Artikel die Sorgenfalte der Lieben daheim nicht verkleinert. Im Gegenteil… Die Sorgen sind auch berechtigt, da die Umstände hier nun einmal so sind, wie sie sind. Aber ihr sollt auch wissen, dass wir aufpassen, jeden Rat zu Herzen nehmen und nie allein unterwegs sind.

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