Mittwoch, 2. Dezember 2009

Reise nach Falcon

2 Tage nach unserer Ankunft in Venezuela stiegen Christin und ich mit ca 50 Studenten der Universität Simon Bolivar in einen Bus und fuhren in den Staat Falcon. Auf dem Weg dahin erkundeten wir archäologisch wertvolle Pfunde im “Parque Arqueológico Piedra Pintada” etwas östlich von Valencia. Das eigentlich interessante bei der Sache war, dass unser riesen Reisebus den ungeteerten Weg nicht zurücklegen konnte, so dass wir ca. eine halbe Stunde durch brütende Hitze und Wüste stapfen mussten. An den Pfundstätten angekommen, schüttete es plötzlich für 5 min. wie aus Kannen, was unseren Weg zum Bus sehr erschwerte. Lehmiger Boden wird nach einem Regenschauer unwegsam. Die Pfunde an sich fand ich persönlich weniger interessant, wobei ich aber dazu sagen muss, dass ich von dem Erklärten 0,0% verstand. Zu schade…

Auf dieser Reise machten wir Bekanntschaft mit 3 schwerwiegenden Gegebenheiten Venezolanischer Kultur.

1. Die feiern nur!

2. Die mögens laut!

3. Sind absolute animations Genies!

In dem Bus ging pausenlos nur die Post ab. Kaum saßen wir 10 min. schrie einer der Profs ins Mikro irgendwelche neuen Erkenntnisse des Tages, die wir nie verstanden, aber alle drüber lachten. Muss sehr lustig gewesen sein. Wurde es eine Minute still, war das sehr verdächtig, denn dann wurde etwas vorbereitet. Spiele, Tanz-Wettbewerbe, Karaoke, was auch immer. Der fahrende Bus war also eine Party im vollen Gang!

Dann ging es weiter in Richtung Corro, eine Stadt im Staat Falcon. Der mühsame Weg durch Wüste und Matsch schien die Laune der Studenten kaum gemindert zu haben, denn die Party im Bus ging fröhlich weiter. Letzter Halt des Tages war das Örtchen Vela de Corro, ein Vorort von Corro. Hier hatten wir einen Besichtigungstermin mit einer alten Frau die in einem noch älteren Haus aus Kolonialzeit lebte, das seit Generationen vererbt wurde. Das schöne alte Haus war um einen urigen Hof gebaut, mit vielen Schaukelstühlen auf der Veranda, TV und einem Jesus der eine Brille trägt. Soweit ich das verstanden hab, hat diese Frau große Probleme den Erhalt des Hauses zu finanzieren. Viele solcher Häuser stehen schon auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes und bekommen dadurch Gelder. Diese Frau jedoch wurde aus irgendwelchen Gründen abgelehnt. Nun hofft sich, durch Besichtigungen ein paar Cent zu verdienen zu erhalt des Hausen und der Geschichte.

Übernachtet wurde in einer Ecolodge bei Corro mit Pool und eigenem Strand *traumhaft*

Erstaunlich war, dass die Studenten nach dem anstrengenden Tag, sich nach dem Abendbrot noch mit ihren Profs zusammen setzten und Aufgaben zu Studienzwecken erledigten bis kurz von 24 Uhr. Danach wurde fleißig weiter gefeiert.

Am nächsten Tag besichtigten wir endlich das kolonial Städtchen Corro dass mit seiner Hitze und alter zumeist recht guterhaltener Gebäude besticht. Die Farbenpracht ist wunderschön, könnte jedoch etwas Restauration vertragen. Dafür haben aber weder Stadt, noch Kommune, noch staatliche Kassen Geld. Zu schade…

Wir konnten auch einen Blick in das Innere eines Hauses werfen. Alles was man so sieht wurde zwischen 1700 und 1800 dort hingebracht, steht seit dem dort und steht nun im Rahmen eines Museums für Touristen zur Verfügung (soweit ich das verstanden hab =))

Herrlich find ich auch das Beispiel wie für Aufklärung der Bevölkerung gesorgt wird. Die Pille ist überall im Land um sonst zu haben, doch werden die Frauen von den meisten Männern nur als Geburtsmaschinen bezeichnet, wenn es um das Thema geht.

Ab späten Nachmittag haben wir den berühmten Nationalpark der Médanos besucht. Das sind Dünen die sich über einen weiten Teil der Küste strecken. Sehr beeindruckend! Hier wurden tausende von Fotos gemacht. Ich dachte ja immer, ich sei ein Fotofeak, aber die Venezolaner übertreffen mich. Besonders vor der Kamera. Das sind alles meister im Posing.

Am Tag drauf ging es auf die Peninsula Paraguana. Ein trockenes, karges Fleckchen Erde. Höhepunkt war der Besuch des “Reserva Biológica de Montecan” wo es viele Kakteen und die berühmte “Blaue Spinne” zu sehen gibt, die in den Blättern bestimmter Pflanzen lebt. Zum Abend hin ging es zu Strand um einfach mal zu entspannen. Das Wasser war wärmer als in Indonesien und das tolle war, wir blieben bis nach Sonnenuntergang im Wasser, ohne zu frieren. Selbst außerhalb des Wassers war uns nicht kalt. Das zeigt hoffentlich, wie heiß es hier des nachts immer noch ist =)

Das am Schluß war nicht der Strand an dem wir waren. Wollt nur kurz das Müllproblem zeigen. Kein Wunder, dass er nicht fotografiert werden wollte auf seiner Müllhalde…

Ja, die Reise war toll und wir haben viele Studenten kennen gelernt, was uns das Einleben doch um einiges erleichtert. Es ist so toll in der Uni unterwegs zu sein, Leute zu kennen und nicht völlig fremd zu sein. Außerdem haben wir so immer einen Schlafplatz in Caracas und jemand der uns da herum führt. Sehr praktisch =)

Interessant war außerdem das Zusammenspiel von Studenten und den Professoren zu sehen. Die Beziehung findet auf einer viel persönlicheren, lockereren Ebene statt. ich würd zwar auch nicht im Bikini vor einem Prof von mir rumhüpfen oder mich auf seinen Schoß setzen, wie das hier manchmal der Fall ist, aber etwas mehr Lockerheit könnten wir in Deutschland schon vertragen.

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