Mittwoch, 10. Februar 2010

Walfang in Japan

Das Thema Walfang macht derzeit wieder einmal die Runde. Dieses Interview spiegelt die derzeitige Situation in Japan wieder bezüglich dieses Themas. Es macht deutlich, dass die 2genannten Personen internationale Hilfe benötigen. Deshalb lest bitte das Interview und klickt hier um sie zu unterstützen.

Japans Walfänger sind unterwegs - wo bleibt Greenpeace?

Japans Walfänger sind wieder im Südpolarmeer aktiv und viele Menschen mögen sich fragen: Wo ist Greenpeace? Die Antwort lautet: Die Greenpeace-Kampagne gegen den Walfang konzentriert sich derzeit auf Japan selber. Junichi Sato, Leiter der Walekampagne in Japan, spricht im Interview mit seinem deutschen Kollegen Thilo Maack über seine Arbeit.

Greenpeace Kampaigner Junichi Sato hält ein Stück des unterschlagenen Walfleisches.

Thilo Maack: Junichi, wie sieht die Greenpeace-Kampagne gegen den Walfang in Japan aus, woran arbeitet ihr derzeit?

Junichi Sato: Wir haben 2008 die Korruption innerhalb der Walfangindustrie aufgedeckt und die riesige Last, die sie den japanischen Steuerzahlern aufbürdet. Und wir arbeiten beständig daran, den Menschen klarzumachen, dass das Walfangprogramm beendet werden muss. Mit dem Korruptionsskandal war auch ein riesiger Skandal um geschmuggeltes Walfleisch verbunden.

Ergebnis unserer Arbeit war, dass Toru Suzuki und ich wegen Diebstahls und Hausfriedensbruchs inhaftiert wurden. Demnächst beginnen öffentliche Anhörungen zu unserem Fall. Wir wollen dann die Details des Skandals über das Gerichtsverfahren noch einmal an die japanische Öffentlichkeit bringen.

In Japan hat kürzlich ein Regierungswechsel stattgefunden. Ein wirklicher Wechsel - zum ersten Mal seit 50 Jahren. Die neue Regierung ist fortschrittlicher. Sie hat versprochen, die Korruption in den Behörden, die Heimlichkeiten der Regierung und die Verschwendung von Steuergeldern zu bekämpfen. Die Walfangindustrie verkörpert dies alles. Darum haben wir nach sehr langer Zeit jetzt eine echte Chance, sie in Japan zu stoppen.

Thilo Maack: Hältst du es für die richtige Strategie, die Anti-Walfangkampagne auf die Arbeit in Japan zu konzentrieren und kein Schiff ins Südpolarmeer zu schicken?

Junichi Sato: Ja! Das Walfangprogramm wird von den japanischen Steuerzahlern finanziert. Letztendlich müssen sie die Entscheidung gegen den Walfang mittragen. Die meisten sind nicht für den Walfang, wehren sich aber gegen die Kritik am Walfang. Sie glauben, dass damit die japanische Kultur kritisiert wird.

Wir müssen ihnen zeigen, wie es sich tatsächlich mit dem Walfangprogramm verhält. Dafür müssen wir in Japan und außerhalb Japans aktiv sein. Der Walfleischskandal und das Verfahren gegen Toru und mich sind am besten geeignet, Licht in dieses ökologisch und ökonomisch schädliche Programm zu bringen.

Thilo Maack: Hat sich die Haltung der japanischen Medien gegenüber Greenpeace in den vergangenen zwei Jahren verändert?

Junichi Sato: Leider führt jede Eskalation von Aktivitäten im Südpolarmeer dazu, dass in den Medien für den Walfang getrommelt wird. Und es wird immer schwerer, Botschaften gegen den Walfang dort unterzubringen - besonders wenn die Walfänger aggressiv angegangen werden. Viele Leute sind verwirrt. Sie glauben, dass Greenpeace hinter den Konfrontationen im Südpolarmeer steckt. Allerdings: Langsam ändert sich diese Situation.

Wir haben unsere Kontakte zu japanischen Journalisten und neuen Medienkanälen bedeutend ausgebaut. Sie erkennen jetzt den neuen Fokus unserer Arbeit. Auch das Verfahren gegen uns hat den Blick der Medien und teilweise der Öffentlichkeit auf das Walfangprogramm verändert. Manche fragen jetzt nach dem Nutzen des Programms.

Thilo Maack: Siehst du eine potenzielle Veränderung in der Position der neuen Regierung zum Walfang?

Junichi Sato: Die Regierung ist für den Walfang, aber sie hat versprochen, den Missbrauch von Steuergeldern zu beenden. Da setzen wir an, und das können wir nur hier in Japan tun. Ende vergangenen Jahres hat die Regierung eine Prüfungskommission einberufen. Sie soll unnötige Ausgaben vermeiden helfen. Eines der Budgets, das zu kürzen empfohlen wurde, ist das des Overseas Fisheries Fund. Dieser Fonds hat Verbindungen zum Walfangprogramm.

Die neue Regierung mag pro Walfang sein. Aber sie muss auch nicht gegen den Walfang sein, um zu erkennen, dass dieser schlecht für die Wirtschaft und für das internationale Ansehen ist. Wenn sie ihre Wahlversprechen halten will, kann sie den Walfang hinter den Kulissen beenden. So kann sie ihr Gesicht wahren - in Japan ein wichtiger Faktor.

Thilo Maack: Wann findet euer Gerichtstermin statt?

Junichi Sato: Die gerichtlichen Anhörungen beginnen meistens Mitte Februar. Seit unserer Haft sind schon eineinhalb Jahre vergangen. Trotzdem hat noch keine Anhörung stattgefunden - die Staatsanwaltschaft hat versucht, Beweismittel für den Schmuggel zurückzuhalten.

Thilo Maack: Magst du uns erzählen, wie sich das Verfahren auf dein Privatleben auswirkt?

Junichi Sato: Mein Familienleben ist sehr davon beeinträchtigt worden. In Japan haben wir eine Verurteilungsrate von über 99 Prozent. Das heißt, wenn du inhaftiert und eines Vergehens angeklagt wirst, betrachten dich die Leute als schuldig. Diese Sichtweise haben wir vor allem bei unseren Nachbarn und Verwandten erlebt.

Thilo Maack: Wie können Menschen außerhalb Japans helfen, damit sich die Walfangpolitik in deinem Land ändert?

Junichi Sato: Sie können sich an einer der Mitmachaktivitäten beteiligen, die Greenpeace anbietet. Sie können an Demonstrationen vor japanischen Botschaften teilnehmen, Briefe an ihre Regierungen schreiben, damit diese auf die japanische Regierung einwirken: Japan muss den Walfang beenden und internationale Menschenrechtsabkommen einhalten.

Das Beste ist, sich als Unterstützer der Tokyo Two einzuschreiben und den Fall im Auge zu behalten.

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